Methylcellulose - Kleber hält die Welt zusammen Mit bestem Dank an: https://pixabay.com/photos/bubble-gum-shoes-glue-dirt-438404/

Methylcellulose

Ein Kleber hält die Welt zusammen

Ein Stoff, der sehr vielseitig einsetzbar ist. Durch seine enorme Anwendungsfähigkeit ist Methylcellulose in aller Munde. Doch was steckt hinter diesem chemisch klingenden Begriff? Handelt es sich wirklich um ein unbedenkliches Naturprodukt?

In diesem Artikel erfährst du:

Eine kleine Anmerkung: Begriffe oder Fremdwörter sind direkt nach der Verwendung im Text als kursiv geschriebener Absatz eingefügt. Sie dienen einer kurzen und knappen Erklärung, um den Aussagen im Text besser folgen zu können.

Was ist Cellulose?

Cellulose ist mit ca. 50 % der Hauptbestandteil der Zellwände von Pflanzen. Somit ist die Cellulose der am häufigsten vorkommende Stoff weltweit. Ihre hochmolekularen Ketten verbinden sich zu reißfesten Fasern. Die Cellulose ist für viele chemische Industrien von zentraler Bedeutung.

Woher kommt Methylcellulose?

Fälschlicherweise nimmt man an, dass Methylcellulose ebenfalls natürlich wäre.

Allerdings stammt dieser wandlungsfähige Stoff ursprünglich aus dem Labor, da sie chemisch generiert werden muss.

Chemisch gesehen ist Methylcellulose ein Celluloseether.

Cellulose wird in eine heiße, alkalische Lösung (Lauge) wie zum Beispiel Natriumhydroxid gegeben.

Natriumhydroxid = NaOH = auch als Ätznatron oder Soda bekannt.

Die Lösung wird nun mit Methylhalogeniden behandelt.

Methylhalogeniden = sind Kohlenwasserstoffe, bei denen zumindest ein Wasserstoffatom durch Fluor, Chlor, Brom oder Iod (Halogene) ersetzt wurde.

Jetzt wird der erzeugte Stoff zusammen mit Methylchlorid und hoher Temperatur unter hohem Druck verarbeitet. Dadurch entsteht Methylcellulose.

Methylchlorid = CH3CI = eine der am häufigsten in der Atmosphäre vorkommende chlorhaltige Verbindung. Neben der Industrie wird dieser Stoff auch in immergrünen Bäumen, Pflanzen oder Kartoffeln erzeugt.

So entsteht ein hydrophiles, weißes Pulver.

Hydrophilie = Wasserliebend bzw. wasseranziehend

Jetzt verstehst du, was Methylcellulose überhaupt ist und wie sie entsteht.

Wie wird Methylcellulose verwendet?

Dieser vielseitige Stoff hat fast unbegrenzte Einsatzmöglichkeiten und du wirst erstaunt sein, wo du diesen Stoff überall in deinem Alltag wiederfindest.

Technische Anwendung

Die bekannteste Verwendung ist wohl der Tapetenkleister. Methylcellulose gilt als sehr milder Kleber, der auch nach seiner vollständigen Trocknung mithilfe von Wasser wieder abgelöst werden kann. Diesen Vorgang bezeichnet man als reversibel. Anzumerken ist hier noch, dass jeder Kleisterhersteller seine eigenen Rezepturen besitzt und weitere Zusätze für den entsprechenden Einsatz des Kleisters beigemengt werden.

Reversibel = ein Vorgang kann umgekehrt werden. In Bezug auf Kleister heißt reversibel: wieder anlösbar oder auflösbar.

Dadurch erklärt sich, warum Methylcellulose bei Restauratoren so beliebt ist. Außerdem ist der Stoff sehr alterungsbeständig. Somit dient Methylcellulose als Festiger einer pudernden Malschicht, als Kleber für abgefallene Malschichten, Holz, Textilstoffen und Fassungen. Der Kleber kann entweder flüssig, schaumig oder gitterförmig verwendet werden.

Aber auch in etlichen Baustoffen kommt das Zaubermittel zum Einsatz:

In Mörtelmischungen dient die Cellulose der Wasserrückhaltung, Viskosität und Adhäsion zu verbessern.

Viskosität = Beschreibt die Zähigkeit von flüssigen Stoffen.

Hochviskos = sehr dickflüssig.

Niedrigviskos = sehr flüssig.

Adhäsion = Hier findest du einen leicht verständlichen Artikel

Auch in Putzen und Kitt wird Methylcellulose eingesetzt.

Bei der Anwendung in Wand- und Textilfarben sorgt die Methylcellulose als Verdickungsmittel für die richtige Konsistenz.

Reinigungsmittel und Kosmetik

Dort wird die Methylcellulose als Emulgator oder Stabilisator verwendet.

Emulgator = Hilfsmittel, das zwei unmischbare Stoffe dazu befähigt, sich miteinander zu vermischen.

Stabilisator = Um zu verhindern, dass ein Stoff in einen anderen Zustand wechselt. Zur besseren Vorstellbarkeit: Schaumstabilisatoren in Schaumbädern und Shampoos.

Fotografie und Filmkunst

Überall, wo schleimige und klebrige Massen benötigt werden, wirkt Methylcellulose wahre Wunder. Zum Beispiel bei Kunstblut oder man denke an den guten Slimer bei den Ghostbusters. Ebenso eignet sich der klebrige Stoff zur Darstellung von Sperma.

Biologie

In der Biologie setzt man Methylcellulose ein, wenn es darum geht, die Reproduktion von Bakterien zu untersuchen.

Medizinische Anwendung

Hast du Schwierigkeiten mit trockenen Augen? Dann ist es möglich, dass in deiner künstlichen Augenflüssigkeit Methylcellulose enthalten ist.

Wenn man Methylcellulose schluckt, geht sie am Darm vorbei, ohne aufgenommen zu werden. Allerdings bindet die Methylcellulose sehr viel Wasser und hat dadurch eine abführende Wirkung.

Auch als medizinisches Kontrastmittel wird der Stoff eingesetzt. Denn da, wo sich die Methylcellulose absetzt, erscheint das Röntgenbild schwarz. In der Hauptsache wird sie bei der Darstellung des Darms eingesetzt.

Anwendung in der Pharma

Um Medikamente herzustellen, benötigt man ebenfalls Methylcellulose. In diesem Bereich wird sie gern genutzt als:

– Erhöhung der Viskosität eines Medikamentes

– Emulsionen und Suspensionen werden stabilisiert

– Einsatz als Gelbildner in Cremes und natürlich Gelen

– in Tablettengranulaten als Bindemittel

– für Tabletten, die schnellstmöglich im Mund oder im Magen aufgelöst werden müssen

– nicht zu vergessen, als Filmbildner bei Lacktabletten

Lebensmittel- und Genussmitteleinsatz

Bei den Genussmitteln ist der Tabak betroffen. Wer gern raucht, wird überrascht sein. In den sogenannten Tabakstücken wird die Methylcellulose als Bindemittel eingesetzt, um aus Tabakstücken Zigarrenblätter für gerollte Zigarren herzustellen. Allerdings muss Tabak mindestens einen Anteil von 75 % innehaben.

Ebenfalls dient Methylcellulose als Ausgangsstoff für essbare Folien.

Die Methylcellulose hat in der Lebensmittelindustrie die E-Nummer: E 461. Ihre Variationen sind unter den Nummern: E 463 bis E 469 aufgeführt. Ihr Einsatz in Lebensmitteln ist vielseitig.

Laut der Verordnung (EG) Nr. 1333/2008, in der die Anwendung von Lebensmittelzusatzstoffen (sogenannte E-Stoffe) für den Wirtschaftsraum Europa geregelt ist, heißt es:

 „ein Stoff mit oder ohne Nährwert, der in der Regel weder selbst als Lebensmittel verzehrt noch als charakteristische Lebensmittelzutat verwendet und einem Lebensmittel aus technologischen Gründen bei der Herstellung, Verarbeitung, Zubereitung, Behandlung, Verpackung, Beförderung oder Lagerung zugesetzt wird, wodurch er selbst oder seine Nebenprodukte mittelbar oder unmittelbar zu einem Bestandteil des Lebensmittels werden oder werden können;“

In den einzelnen Produkten wird sie gern als Geliermittel eingesetzt. Aber auch zur Verdickung oder als Überzugmittel darf sie verwendet werden.

Sie kann auch nützlich als Emulgator oder Stabilisator sein. Besonders gern setzt man Methylcellulose bei der Herstellung von Fleisch- oder Fischersatzprodukten ein. Ja, ganz recht, die meisten Veggie- und Veganprodukte enthalten Methylcellulose, also Kleister. Ist das nicht lecker?

Aber keine Sorge, in den nächsten Produkten sind wieder alle Ernährungsformen enthalten: Durch Backwaren, trockene Fertigprodukte, Tiefkühlkost, Mayonnaise oder Kuchencremes kommt sie bei den meisten Menschen auf den Tisch und in den Magen.

Ist Methylcellulose nebenwirkungsfrei und kann sie bedenkenlos gegessen werden?

Im Grunde interessiert unseren Körper nicht, ob er Methylcellulose aufgenommen hat. Dieser Stoff enthält nichts, das unser Körper verwenden könnte. Er rutscht sozusagen einfach durch.

Für die Lebensmittelindustrie ist Methylcellulose einfach nur ein billig herzustellender Zusatzstoff, durch den andere (teurere und nährstoffreiche Zutaten) eingespart werden können. Ein Blick auf die Zutatenliste gibt Aufschluss.

Wie jedoch bereits erwähnt, kann Methylcellulose abführend wirken, wenn entsprechende Mengen aufgenommen werden. Deshalb sollte man mit diesem Stoff haushalten. Am besten ist es immer auf Zusatzstoffe zu verzichten.

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