Wegweiser, Entscheidung: Alkydharzlack, Acrylharzlack

Welcher Lack ist der Beste?

Die große Frage, an der sich die Geister gerne scheiden. Obwohl es glasklar auf der Hand liegt – oder etwa doch nicht? Was ist nun besser? Der moderne Acryllack oder doch der alte Alkydharzlack?

Natürlich legt immer der Anwendungsfall fest, welcher Lack sich eher eignet.

Eine neutrale Betrachtungsweise, die schlussendlich zum Fazit führen wird. Bist du auch schon so gespannt wie ich auf das Ergebnis?

Ein Hinweis noch: dieser Artikel bezieht sich auf die Verarbeitung durch den Maler. Die Lacke für Fahrzeug- und Industrielackierer sind mit anderen Additiven eingestellt und verhalten sich dementsprechend anders.

Was dich in diesem Artikel erwartet:

Acryllack

So bezeichnet man Lacke, die wasserbasiert sind.

Diese Lacke sind nicht entflammbar.

In der Industrie sind diese Lacke gut einsetzbar und haben dort oftmals die Nase vorn.

Sie werden als allergikerfreundlich eingestuft und sollen eine umweltschonende Lackierung ermöglichen.

Sie enthalten jedoch bis zu 10 % schnell flüchtender, organischer Lösemittel.

Als Bindemittel nutzen sie Kunststoffdispersionen und Polyacrylate. Diese Kunststoffteilchen sind in der Lage als sogenanntes Mikroplastik schädigend in die Umwelt zu gelangen. Dies geschieht durch das Auswaschen der Pinsel und Rollen, Schleifen von Altbeschichtung oder Abplatzen des Lackes.

Sie trocknen von oben nach unten! Deshalb sind sie sehr schnell griffest.

Ihre Deckkraft ist begrenzt, sodass man bei Farbwechseln unbedingt mehrere Auftragsschichten und somit mehr Arbeitszeit einplanen sollte.

Soll eine weitere Lackschicht aufgetragen werden, muss immer ein Zwischenschliff stattfinden, da die Acryllacke eine zu glatte Oberfläche ausbilden, auf der eine weitere Lackschicht ansonsten keine Haftung finden würde.

Nach dem physikalischen Trocknungsprozess bilden Acryllacke eine wasserunlösliche, elastische Schicht auf der lackierten Fläche. Sie fühlen sich immer ein, wie eine Art Gummi.

Während der Trockenzeit dürfen Acryllacke nicht nass werden, da sie sonst ausschwemmen.

Die Norm EN-71 gibt an, dass diese Lacke als speichel- und schweißecht gelten. Sie sind also unbedenklich, wenn Kinder an lackierten Spielzeugen lecken.

Bei Acrylfarben, die für die Haut geeignet sein sollen, wie sie Bodypainter verwenden, kommt es bei den Modellen zum Teil zu Hautreaktionen durch die Inhaltsstoffe.

Weiterhin sind nicht alle Pigmente in Acryllacken unbedenklich.

Acryllacke sind nicht für alle Anwendungsgebiete und Oberflächen geeignet und ebenfalls nicht so strapazierfähig, dafür aber vergilbungsstabil.

Werden Acryllacke in der Industrie hoch-fein-zerstäubt, stellen die wasserbasierten Lacke bei der Verarbeitung für die Lunge eine deutlich höhere Schädlichkeit dar. Allerdings wird in der Industrie ohnehin mit Halb- oder Vollmasken gearbeitet, sodass dieser Punkt zu vernachlässigen ist.

Für den Maler sind die wasserbasierten Lacke nicht immer ideal. Besonders im Sommer, wenn Fenster, Türen, Zäune oder sonstiges Holzwerk zu beschichten ist, binden viele wasserbasierte Lacke während des Applikationsverfahrens mittels Pinsel oder Rolle zu schnell an und führen somit zu unschönen Ansätzen auf der zu lackierenden Fläche. Man spricht hier von einer geringen „Offenzeit“ = Verarbeitungszeit.

Das ist darin begründet, dass der Untergrund durch die Sonne aufgeheizt ist. Der wasserbasierte Lack verdunstet durch den geringen Lösemittelanteil schneller, wodurch er zwar geringere Trockenzeiten hat, allerdings auch schneller verarbeitet werden muss.

Besonders wasserbasierende Lacke können insbesondere auf Holz zu einer Blasenbildung führen. Dabei haben die Blasen drei Gründe:

Wasserblase:

Acrylfarbe wurde ohne Grundierung und auf stark aufgeheiztem Holz aufgetragen.

Feuchteblase:

Beim Öffnen tritt wässrige oder gelbliche Flüssigkeit aus. Das Holz war beim Streichen noch nass.

Ölblase:

Ölige Flüssigkeit tritt beim Öffnen aus. Das Holz wurde irgendwann in der Vergangenheit mit einem nicht aushärtenden Öl gestrichen. Hier sind nur reine und echte Leinölfarben geeignet.

Ein großer Vorteil hingegen ist die leichte Reinigung des verwendeten Werkzeuges. Hierzu benötigt man lediglich Wasser.

Achtung! Dieses Wasser darf nicht über die Kanalisation entsorgt werden – es sind, die Richtlinien für Sondermüll zu beachten!

Hingegen wird eine Altbeschichtung mit Acryllacken wieder abzulösen, sehr schwierig. Hier werden chemische und mechanische Verfahren nötig.

Nur lösemittelhaltige Abbeizer funktionieren für das Ablösen von Acryllacken. Ferner können sich einige Hölzer durch die Anwendung von Abbeizer verfärben. Davon betroffen sind z. B. die Hölzer, Eiche und Kirsche.

Der Einsatz von Lackfräsen und Schleifmaschinen ist eine vielversprechende Möglichkeit, erzeugt allerdings viel gesundheitsschädlicher Staub und sollte nur mit einer entsprechenden Atemmaske und Absaugung ausgeführt werden. Hier geht es zu einem Artikel über die Persönliche-Schutz-Ausrüstung.

Je höher die Drehzahl beim Abschleifen ist, desto mehr muss man die Hitzeentwicklung im Auge behalten. Es kann zu Verschmorungen und im schlimmsten Fall zu einem Feuer kommen.

Tauchbad-Entlackungen werden nur von speziellen Firmen angeboten. Allerdings können hier auch unebene Flächen wie Schnitzereien und Co. optimal von der Altbeschichtung befreit werden.

Ebenfalls kann man einen Heißluftföhn verwenden. Achtung! Diese Geräte werden zwischen 500 °C und 800 °C heiß! Nicht nur der Mensch kann sich verbrennen, sondern auch der Untergrund. Glas könnte bei den hohen Temperaturen zerspringen. Anzumerken ist, dass sich Acryllacke mit dem Heißluftföhn nur schlecht lösen lassen. Auch beim Erhitzen der Acryllacke entstehen giftige Dämpfe, weshalb stets für eine gute Belüftung zu sorgen ist!

Bis auf den Abbeizer eignen sich alle weiteren Methoden nur für glatte, ebene Flächen.

Man könnte jetzt noch eine Abziehklinge zum Einsatz bringen, da braucht man aber ordentlich Schmalz in den Armen und eine sehr gute Ausdauer.

Generell sind all diese Entfernungsarten für einen Laien oder Anfänger nur schwer umsetzbar und gehören somit in Fachhände!

Die Altbeschichtung ist als Sondermüll zu entsorgen. Auch dies sollte einem zu denken geben, ob die nachträgliche Umweltbelastung die Ökobilanz nicht doch eintrübt.

Aldkydharzlack

Wie stellt man einen Alkydharzlack her?

Der Name Alkyd sagt es selbst: Im Grunde benötigt man lediglich ein Öl wie Leinöl oder Sojaöl. Diese enthalten Fettsäuren. Eine weitere Zugabe von Glycerin und Alkohol erzeugt ein Alkydharz.

Die Buchstabenkombination Alkyd gibt den Schlüssel vor:

Al = Alkohol + Öle enthaltene Fettsäuren ACID werden zu kyd = ihre Verbindung ergibt Alkyd

Bei den Ölen ist anzumerken, dass es sich im Malerbereich um meist langölige Alkydharze handelt. Sie sind die Nachfolger der echten Öllacke.

*Offtopic: Ich hatte nur zweimal in meinem Malerleben die Möglichkeit, einen echten Öllack zu verarbeiten. Sie sind wirklich sehr lauffähig und extrem lang offen. Man kann mit ihnen herrlich beschneiden. Man hat das Gefühl, das nimmt gar kein Ende. Die lange Offenzeit hat den Nachteil, dass stehende Flächen sehr nachlaufen und man ständig hinterher sein muss, um Läuferbildung zu verhindern. Mir persönlich hat ihr Geruch gut gefallen. Ich finde es schade, dass sie so gut wie ausgestorben sind.

Es gibt sie in den Glanzgraden: stumpfmatt, seidenmatt, seidenglanz und hochglänzend.

Sie sind fast auf jeder Oberfläche einsetzbar und haben ein sehr hohes Deckvermögen.

Die Verarbeitung von Alkydharzlacken ist auf fast allen Untergründen möglich. Was definitiv nicht funktioniert, ist, wenn man versucht, sie auf Zink zu applizieren.

Zudem sind sie hoch scheuerbeständig sowie gegen Schläge und Stöße. Kurzum, Alkydharzlacke sind sehr robust und farbecht.

Auch lassen sie sich hitzebeständig verarbeiten wie bei Heizkörpern.

Eine weitere Verwendung der Alkydharzlacke, an die man heute kaum noch denkt, ist, dass man sie als Absperrgrund einsetzen kann.

Alkydharzlacke trocknen chemisch, also von unten nach oben! Die Trocknung erfolgt durch die Reaktion mit Sauerstoff und nicht durch die Verdunstung der Lösemittel.

Deshalb muss die erste Schicht vollständig durchgetrocknet sein, bevor du eine weitere aufträgst. Bist du zu ungeduldig, bilden sich sogenannte Kocher. Das sind kleine Löcher im Lack, durch die restliche Lösemittel entwichen sind.

Ja, sie sind lösemittelhaltig und haben eine erheblich längere Trockenzeit. Jedoch hat diese den bestechenden Vorteil, dass durch die langsame Trocknung ein glatterer Farbverlauf entsteht.

Aber nachdem sie ausgegast sind, war es das auch für immer. Man riecht ihre Gase und kann gegen lüften, wodurch der VOC-Wert in Innenräumen umgehend gesenkt werden kann.

Ebenfalls sind die Hersteller angewiesen, die Lösemittelbelastung durch geringen Lösemitteleinsatz auf ein absolutes Minimum zu begrenzen. Hier hat sich tatsächlich schon viel getan.

Außerdem ist eine alte Beschichtung mittels eines Heißluftföhns problemlos im Hausmüll zu entsorgen, da sie nicht als Sondermüll gilt.

Auch sind alkalische Mittel auf Basis einer Lauge gut geeignet, um die Altbeschichtung von Alkydharzlacken zu entfernen.

Kann man Acryllacke und Alkydharzlacke übereinander streichen?

Generell gilt: Ja.

Jedoch mit einer großen Einschränkung: Der Lack, der überarbeitet werden soll, muss unbedingt vollständig durchgetrocknet sein!

Alkydharzlacke sollte man je nach Herstellerangabe trocknen lassen.

Acryllacke können bis zu 7 Tagen für ihre vollständige Trocknung benötigen! Auch, wenn sie oberflächlich sich bereits fest und trocken anfühlen.

Ein Minimum von 3 bis 7 Tagen sollte deshalb unbedingt eingehalten sein. Wie viel Tage man genau warten sollte, ist abhängig von der Temperatur, Luftfeuchtigkeit und der Art des Untergrundes (Holz, Metall, Glas …)

Fazit: Welcher Lack ist der Bessere?

Jede Lacksorte hat ihren eigenen und speziellen Anwendungsbereich.

Es liegt auch ein wenig an persönlichen Vorlieben, ob man zu Alkydharzlacken oder Acryllacken greifen möchte.

Schlussendlich bleibt einem nur, die jeweiligen Untergründe und die benötigten Anforderungen mit den Vor- und Nachteilen von Alkyharzlack bzw. Acrylharzlack zu vergleichen und entsprechend abzuwägen.

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