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Stilsicher durch die Ornamentik

Gestaltung und Ornamentik

Bei der Gestaltung gibt es viele Regeln und Ausnahmen, die beachtet werden sollen. Eine zusammenfassende Übersicht über einzelne Gestaltungselemente findest du hier.

In diesem Artikel erwarten dich interessante und wissenswerte Fakten über:

Gestaltung mit Stil – Charme und Flair durch Ornamentik

Dieser Bereich ist so umfassend und riesig, wie die Möglichkeiten, die man sich ausmalen kann, wenn es darum geht, etwas zu gestalten. Ob Bauten, Stoffe, Arrangements, Schmuck, Bilder oder Glaubensobjekte – Ornamentik ist allumfassend.

Beeinflusst ist sie von den einzelnen Trends der Stilepochen der Menschheitsgeschichte ebenso, wie von ihrem Ursprung: der Natur. Aus den Naturformen wurden alle weiteren Formen abstrakt, naturnah, konstruiert oder abstrahiert als Verzierungskunst abgenommen.

Das klingt alles sehr wissenschaftlich und korrekt. Wie kann es nun gelingen, aus staubtrockenem, althergebrachtem Wissen eine lebendige, moderne und ansprechende Gestaltung zu kreieren?

Ob damals oder heute, eine gute Gestaltung folgte schon immer denselben Grundlagen. Es ist nichts weiter nötig, wie jeden Aspekt als ein Puzzleteilchen zu betrachten. Reiht man diese jetzt aneinander, ergibt sich fast automatisch ein eigenes Bild.

Je nach Zweck der Gestaltung kann man einen Raum in verschiedene Stimmungen tauchen. Charme und Flair sind durch winzige Akzente individuell anpassbar. Besonders deutlich wird es, wenn sich Orientalische oder Mediterrane vorstellt: Was unterscheidet sie voneinander?

Genauso kann man sich fragen, warum der eine Raum wohlige, urige Wärme ausstrahlt und ein anderer kühl, abgeklärt und wenig einladend wirkt. Das Geheimnis, einen Raum perfekt auf seinen Zweck abzustimmen, liegt in der Ornamentik und der Farbgestaltung.

Naturformen als Inspiration

Alle Formen, die wir kennen, stammen aus der Natur. Bereits zu Urzeiten haben die Menschen die atemberaubende Schönheit ihrer Welt bewundert und diese in ihren Höhlenmalereien und Körperbemalungen Ausdruck verliehen.

Einige ihrer kreativen Schöpfungen haben bis heute ungebrochenen Einfluss auf uns. Insbesondere Sonne und Mond nahmen einen enorm hohen Stellenwert ein. Man muss sich vorstellen, dass die damaligen Menschen sich mit Geschichten die Welt nach ihren Möglichkeiten erklären mussten.

Warum geht die Sonne auf und warum verschwindet sie und taucht alles in tiefe Dunkelheit? Wer einmal eine Nacht im Wald unter Sternenhimmel ohne künstliches Licht verbracht hat, weiß, wie dunkel eine Nacht sein kann.

Ebenso machten sie sich Gedanken darüber, was ein Blitz war, woher sie selbst kamen und wieso die Natur sich immer wieder in gleichen Abständen wandelt. Um ihren Gedanken Ausdruck zu verleihen und um sich klarer zu verständigen, behalfen sie sich mit Symbolen.

Doch um dies zu können, mussten sie erst herausfinden, wie sie Pflanzen und Mineralien zum Malen nutzbar machen könnten. Super schlaue Bücher oder Internet war noch Millionen Jahre entfernt.

Das Sonnenrad

Eines der beeindruckendsten Bildzeichen aus der Urzeit unserer Vorfahren ist das Ornament des Sonnenrades. Mit all dem Vorwissen und dem weiteren Weg dieses speziellen Symbols durch den Lauf der Menschheitsgeschichte wird klar, warum es sich um einen echten und elementaren Meilenstein der Menschheit handelt.

Das Sonnenrad ist eines der ältesten Symbole der Menschheit und fand im Laufe der Jahrmillionen stets großes Interesse und Anwendung. Es stellt den Verlauf der Sonne ebenso dar, wie den Wandel der Jahreszeiten.

Es bedeutet Glück und Fruchtbarkeit und kann sich wie jedes Rad nach rechts oder links drehen. Ob harte oder weiche, fließende Linien, manchmal gepaart mit Punkten oder weiteren Verzierungen – es gibt unglaublich viele Darstellungen desselben Ornamentes.

Seine Umfunktionierung zum Hakenkreuz ist äußerst bedauerlich, obgleich es auch aufzeigt, welch grandiose Wirkung es auf uns Menschen ausübt und wie stark wir von der Ornamentik unterbewusst beeinflusst werden.

Trotz all der aufwiegelnden Hetze sollte man das Sonnenkreuz bei seinem Wert für unsere ornamentale Menschheitsgeschichte nicht auf ein kurzes, furchtbares Ereignis reduzieren, denn es ist so viel mehr und kennzeichnet als Meisterleistung die Menschheitsgeschichte.

Interessant ist auch, dass ein Mäanderband in seinen Ecklösungen zwangsweise ein Sonnenrad oder Hakenkreuz bildet, das sich ganz fließend, geradezu natürlich von selbst ergibt.

Dieses kleine Beispiel zeigt sehr schön auf, warum es so wichtig ist, mit der Ornamentik umzugehen und sie im selben Atemzug verstehen zu können. Gerade in handwerklichen Berufen findet die Ornamentik nach wie vor große Anwendung.

Geometrie in Kunst und Form

Die geometrischen Formen bilden einen separaten Teil unserer Formensprache. Im Prinzip sind diese geradlinigen Elemente eine klare Abstraktion der Naturformen. Sie sind entstanden als Vereinfachung.

Nehmen wir das Beispiel einer Blume. Verbindet man die äußeren Punkte der einzelnen Blütenblätter miteinander, ergibt sich ein Kreis. Ein Kleeblatt kann man entweder im Ganzen als Quadrat rahmen oder die einzelnen herzförmigen Elemente der Blätter als Dreiecke darstellen.

Diese klaren Formen lassen sich besser aneinanderfügen und erweitern somit das Ausdrucksspektrum enorm. Je mehr Formen der Mensch kennenlernte, umso kreativer wurde er in seiner Gestaltung.

Ohne z. B. Pentagramme, Hexagone und Trapeze hätte niemals eine technische Grundlage gebildet werden können. Denkt man weiter, sind auch Kegel und Pyramiden zwingend notwendig. Sie bilden die Station des 3-dimensionalen Denkens.

3D gedacht: In der modernen animierten Computertechnik ist es die Geometrie, die uns die virtuelle Realität ermöglicht. Ohne die gut berechenbaren und konstruktiven Linien der Geometrie wären derartige Weiterentwicklungen noch immer nur ein Traum.

Das Farbenspiel in seiner Pracht

Nicht nur die Formen, auch die Farben sind ein elementarer Bestandteil der Ornamentik. Noch stärker als die Formensprache sind diese von der jeweiligen kulturellen Sichtweise und des Zeitgeistes abhängig.

Eines sei gleich ganz klar vorab gesagt: Farbe spricht mit uns. Nun werden sich einige das Schmunzeln nicht verbergen können, doch es ist so. Farbe erreicht uns auf einer sehr emotionalen Ebene.

So ist es das Schwarz, das im europäischen Raum als Trauerfarbe gilt, hingegen auf dem afrikanischen Kontinent sowie im asiatischen Raum das Weiß. Spannend ist, dass in europäischen Königshäusern violett als Trauerfarbe bis heute üblich ist.

Hierin zeigt sich der stärkste Kontrast:

Schwarz – Weiß. Dunkel – hell. Insbesondere dieser Kontrast wirkt extrem hart. Die klare Abgrenzung könnte man gedanklich als einengend begreifen, aber auch als Möglichkeit, sich zu ordnen.

Spannend ist, dass Schwarz und Weiß jeweils alle Farben beinhalten. Das Schwarz verschluckt die Farben (Absorption) und an Weiß prallen alle Farben ab (Reflexion). Mischt man beide, erhält man Grau. Je nach Mengenverteilung entsteht Hell- oder Dunkelgrau (Helligkeitswert). Somit könnte man das Grau der beiden Nicht-Farben als Schluckauf bezeichnen.

Doch es gibt auch noch die Buntheit oder Sättigung.

Das bezeichnet die bunten Farben, die unser Leben so wunderschön machen. Jede Farbe kann brillant strahlen oder stumpf und vergraut wirken.

Wenn man über Farbe spricht, muss man sich bewusst machen, dass es nur drei grundlegende Farben in der Natur gibt, aus denen sich alle weiteren Farben mischen lassen. Diese drei Farben sind: Rot – Gelb – Blau.

Viele schlaue Köpfe haben sich viele Gedanken gemacht. Isaac Newton als Herr der Prismen und Lichtteilchen auf derselben Linie und Johann Wolfgang von Goethe als Verfechter der Wellenlängentheorie.

Das erklärt den noch heute geführten Disput darüber, wer von beiden nun auf der richtigen Spur des Lichts und der Farben war. Am häufigsten in der Fachpraxis angewendet findet man den Farbenkreis nach dem Schweizer Künstler und Kunsthistoriker: Johannes Itten.

Er unterteilt die Farben in: Primär, Sekundär- und Tertiärfarben. Sein Farbenkreis beruht auf der Mischbarkeit der Farben miteinander.

Der Farbkreis nach Harald Lieberdank Küppers wird einem ebenso begegnen. Er hat sich allerdings mit den Druckfarben beschäftigt. Sein Farbkreis besteht eher aus einem Sechseck, in dessen Ecken sich die Grundfarben wiederfinden. Weiß und schwarz sind für Küppers Unbuntfarben.

Nach diesem Exkurs stellt man fest, dass Farbe durch ihren Farbton, Helligkeitswert und ihre Buntheit wirkt. Diese Abstufungen erfordern ein feines Fingerspitzengefühl, wenn man sie aufeinander als Komposition mehrerer Farben abstimmen möchte.

Zweiklang

Den meisten Menschen fallen sogenannte Zweiklänge intuitiv leicht. Unter einem Zweiklang versteht man, dass zwei Farben in der Gestaltung verwendet werden sollen. Bei einem Dreiklang drei Farben, bei einem Vierklang vier Farben und so weiter.

Anspruchsvoller wird es, je mehr Farben in ihrem Zusammenspiel miteinander harmonisch wirken sollen. Eine unschlagbare und unverzichtbare Hilfestellung gibt uns der Künstler Muchá mit seinem Bild der „Vier Jahreszeiten“.

Betrachtet man sich die einzelnen Jahreszeiten genau, kann man wunderbare Farbkombinationen entlehnen, aus denen Kontraste, Helligkeitswerte, Proportionen und Stimmungen nicht nur ablesbar, sondern sichtbar werden.

Lässt man diese grandiosen Erkenntnisse jetzt in eine Gestaltung einfließen, gelingt es einem geradezu spielend, Emotionen und Reaktionen im Betrachter auszulösen und als Gestalter aktiv zu steuern.

Hier ergibt sich ein neuer Bereich: die Farbpsychologie. In diesem Zusammenhang sind die kulturellen Gewohnheiten und Eigenarten die Basis der psychologischen Wirkung. Dieser Text bezieht sich auf den europäischen Kulturraum.

Ein knalliges, hitziges Rot wird bei einem Betrachter, der sich häufig aufregt (Choleriker) dazu führen, dass die Intensität seiner emotionalen Erregung enorm ansteigt.

Blau hingegen gilt erstaunlicherweise weltweit als sehr beruhigend. So sinkt laut einer Studie die Kriminalitäts- und Selbstmordrate bei blauer Straßenbeleuchtung erheblich. In Japan und Glasgow erzielt man bereits gute Erfolge.

In der Farbe Gelb findet man das Beste: Auffällig und warm wie die Sonne strahlt die Farbe gute Laune aus. Das Eigelb z. B. beinhaltet die besten Nährstoffe für den Nachwuchs.

Mit diesem Hintergrundwissen erkennt man, welchen großen und direkten Einfluss Farben auf den Menschen haben – wie eingangs erwähnt: Farbe spricht mit uns!

Farbe im Raum 

Auch lassen sich durch die Farbgestaltung eines Raumes verschiedene Zonen verdeutlichen. Ein heutiges Wohnzimmer soll zwar gemütlich sein, aber es verfügt inzwischen oftmals über einen Homeoffice – Bereich.

Diesen kann man nun gestalterisch durch eine andere Farbe oder Tapete vom gemütlichen Wohnraum optisch trennen. In diesem Zusammenhang wird Farbe und Ornamentik deutlich spürbar.

Selbstverständlich sind die jeweiligen Empfindungen, die Farben in uns auslösen, einem ständigen Wandel der aktuellen Trends ausgesetzt. Besonders gut lässt sich dieser Umstand an der Raumgestaltung ablesen.

Damals war es üblich, in einem Treppenhaus einen dunkleren Sockel abzusetzen und eine hellere Oberwandfarbe zu wählen. Je nach Qualität wurden weitere gestalterische Elemente eingesetzt, wie mehrschlägige Schablonen, Striche und Bänder oder auch Wickeltechniken.

Auch die Raumgestaltungen in den Wohnungen selbst wiesen deutlich kräftigere Farben und Gestaltungen auf wie heutzutage. Brandaktuell sind die Farben Schwarz, Grau und Weiß in verschiedenen Intensitätsstufen.

Wobei man insbesondere bei Weiß darauf hinweisen muss, dass es wahnsinnig viele Weißtöne gibt: Sie können ins gelbliche gehen, aber auch in alle anderen Farben. Am deutlichsten wird es unter der Benutzung eines Weiß-Farbton-Fächers.

Die Welt ist herrlich bunt und so sollte sie auch genossen werden. Ob aus natürlichen Pigmenten oder künstlichen Farbstoffen, der Einsatzbereich gibt die Basis vor. Fest steht, dass es für jeden und alles die richtige Farbe in der perfekten Helligkeit und Buntheit gibt.

Schriftstile der Epochen

Auch unsere Schriften sind ein Teil der Ornamentik. Konkav, konvex, Serifen, serifenlos, rund, spitz, geschwungen, klar, sind nur einige Begriffe, die verdeutlichen, wie vielfältig eine Schrift sein kann.

Faszinierend ist, dass alle Schriften ihren Anfang in der Keilschrift haben. Diese entstand, als man eine Art Meißel benutzte, um die Worte in einen Stein zu hämmern. Später änderten sich die Materialien und zugleich die Schriftformen.

Mit Feder und Tinte ließen sich kunstvolle Schriften kreieren, die uns noch heute verzaubern und zum Staunen bringen. Die Frakturschriften sind inzwischen fast gänzlich verschwunden.

Leider war die Schrift nicht zu allen Zeiten jedem Menschen zugänglich. In den dunkelsten Zeiten der Geschichte, dem Mittelalter, galt es bei der Oberschicht als Frevel, wenn ein einfacher Bürger lesen und schreiben konnte. War dieser Bürger auch noch weiblich, wurde sie gänzlich geächtet.

Durch das Schreiben hob man sich vom einfachen Volk ab und konnte seine Bildung vorantreiben, während das Volk bewusst „unwissend“ gehalten werden sollte, um sie leichter beherrschen zu können. Der Buchdruck räumte mit diesem üblen Umstand auf.

Die Buchdruck-Revolution

Mit dem Buchdruck waren serifenbetonte Schriften gängig. Die Serifen halten das Auge des Lesers auf der Zeile und verbessern den Lesefluss wie die Times New Roman oder die Garamond und die typische Bohemian-Typwriterschrift für Schreibmaschinen.

In unserer modernen Zeit sind klare, serifenlose, rundere, computerfähige Schriften wie Verdana, Arial oder Calibri vertreten. Durch die Hintergrundbeleuchtung des Monitors würden zu feine Serifen dazu neigen, optisch zu verschwimmen.

Noch immer gibt es jedoch auch künstlerische Schriften, die mit floralen Schwüngen wie bei „Fleurs de lane“ oder harten Formen, wie die „Perfekt dark“, für bestimmte Bereiche entwickelt wurden und werden. Hierbei muss man besonders auf die Schriftgröße achten, damit die Schrift gut lesbar bleibt.

Oftmals werden verschiedene Balkenstärken und Laufweiten verwendet, um mehr Effekt zu generieren wie bei der „Brodway“ oder „Gill Sans MT Extra Condensed Bold“. Auch beliebt sind nach wie vor Handschriften wie, die locker wirkende „Papyrus“ oder die „Segoe Script“.

So kann eine Werbeschrift für ein Plakat, Fenster oder Schild durch ihre Größe verspielter oder provokativer gestaltet sein, wie eine Schrift, die man recht klein als Leseschrift erkennen soll.

Bei all der Theorie über Schrift ist der spannendste Bereich noch gar nicht erwähnt worden: die individuelle Handschrift. Jede Handschrift ist absolut einzigartig. Sie entsteht im Kopf. Während des Schreibens mit der Hand sind 12 Areale im Gehirn aktiviert.

Nachgewiesen ist ebenfalls, dass Verknüpfungen angelegt werden, die der Erinnerung und Erkennung dienen und zu späteren Zeitpunkten ad hoc abrufbar sind. Ebenso wird das Zusammenspiel von Feinmotorik, Abstraktion und Vorstellungskraft miteinander verbunden, wozu tatsächlich beide Gehirnhälften gleichzeitig arbeiten müssen.

So erklärt sich auch, dass jede Handschrift einer Person eigen ist und sie sich im Laufe unseres Lebens mit uns gemeinsam verändert und weiterentwickelt. Dadurch gelingt es, den heutigen Grafologen anhand des Schriftbildes auf Charakterzüge des Schreibers zu schließen.

Das Tippen auf einem Monitor löst lediglich einzelne kurze und isolierte Reize im Gehirn aus. Dahin gehend sind sich Computer und Gehirn ähnlich. Der Computer arbeitet binär: „An – Aus“. Tippt man auf einem Monitor, arbeitet auch das Hirn lediglich binär.

Heraldik als Teil der Ornamentik

Kommen wir nun zu einer ganz eigenen und urtümlichen Gestaltungsart: Die Heraldik. Die Wortherkunft bezieht sich auf den Stand der Herolde, die zu Ritterzeiten in der Öffentlichkeit oder auf Hoffesten die Leitung hatten und Streitigkeiten am Gericht beilegten.

Auch die Wappenschau auf Turnieren oblag ihnen. Sie mussten sich mit allen Einzelheiten und Besonderheiten genaustens auskennen. Die Heraldik wurde zum Oberbegriff für die gesamte Wappenlehre, bestehend aus Wappenkunde, Wappenkunst und Wappenrecht.

Um überhaupt ein Wappen führen zu dürfen, brauchte man einen amtlichen Wappenbrief. Kein Wappen durfte gleich sein. Es gibt Geschlechts-, Amts- und Gemeinschaftswappen. Mit „Gemeinschaftswappen“ sind Länder-, Städte-, Zunft- und Gesellschaftswappen gemeint.

In der Heraldik verwendet man zwei Metalle – Gold und Silber. Diese werden meistens durch Gelb und Weiß ersetzt. Außerdem gibt es vier Farben: Rot, Blau, Schwarz und Grün. Ursprünglich fanden echte Pigmente ihre Anwendung:

Rot aus Spektralrot, Zinnober und Mennige. Blau aus Kobalt oder Ultramarin. Grün aus Spangrün oder Chromgrün. Erst später wurden weitere Farben wie Purpur, Aschgrau, Eisen und Braun verwendet.

Als sogenanntes „Pelzwerk“ wurden Hermelin, Gegenhermelin, Kürsch, Feh, Pfahlfeh und Buntfeh mit unterschiedlichen Ornamenten dargestellt. Zudem gab es noch „Damaszierungen“, also linienartige Ornamentik, welche die Farben zusätzlich beleben sollen.

Ein wichtiger Grundsatz der Heraldik besagt, dass man nicht Farbe an Farbe und Metall an Metall grenzen lässt. Dadurch war die Heraldik gestalterisch sehr herausfordernd, vor allem, wenn zwei Wappen miteinander durch z. B. Hochzeit kombiniert werden mussten.

War eine Einhaltung dieses Grundsatzes nicht möglich, sprach man von einem Rätselwappen. In den Elementen und deren Bedeutung könnte man sich regelrecht verlieren, weshalb dieser grobe Überblick ausreichen soll. 

Mut zur Lücke

Wenn man Elemente auf einer Fläche anordnen möchte, kann man diese sehr dynamisch zueinander wirken lassen oder ruhig und ausgeglichen. Schon bei der Ausrichtung nach der exakten oder der optischen Mitte lässt sich die Feinheit der Raffinesse erkennen.

Teilt man eine Fläche in vier Teile auf und stellt ein Objekt oben links und unten rechts zueinander, so erhält man eine sehr dynamische, fast schon aggressiv wirkende Gestaltung.

Ordnet man Objekte in einem Dreieck an, kann dies je nach Ausrichtung des Dreiecks kippelig und unsicher wirken oder standfest und stabil.

Über die Aufteilung lässt sich der Blick und die Aufmerksamkeit des Betrachters bewusst lenken. Ist ein Objekt links geschlossen und rechts geöffnet, zieht es unser Auge nach außen. Im Gegenteil angewandt, wird der Betrachter nach innen geführt.

Verdeutlichen lässt sich dies über einen Pfeil. Mit der Spitze nach oben rechts scheint er förmlich aus dem Feld herauszufliegen. Zeigt er in die entgegengesetzte Richtung, stürzt er förmlich zu Boden. Hier ist die gewünschte Wirkung unbedingt zu beachten.

Wie in allen Teilaspekten der Ornamentik wirken hier psychologische Kräfte, die man bewusst einsetzen kann, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten.

Mit freien Feldern verhält es sich ebenso. Sie können bewusst als Stilelement gesetzt werden, um die Dynamik und Spannung weiter zu steigern, bis sie fast zerspringt.

Tiefe lässt sich über die Parallelsetzung erreichen, wobei das Objekt im Hintergrund immer kleiner dargestellt wird. So schnell ist man in dem Bereich der Proportionen eingetaucht. Die bekannteste und meist genutzte Proportion ist der Goldene Schnitt.

Fibonacci-Zahlen

Aber auch die Fibonacci-Zahlen, die eine natürliche Zahlenfolge bilden. Jede Zahl ist das Ergebnis aus den beiden vorangestellten Zahlen. Durch diese Zahlen lassen sich die Wachstumsvorgänge der Natur erfassen.

Ein anschauliches Beispiel, das man sich vorstellen kann, bilden hier die Blumenblätter. Sie sind so zueinander angeordnet, dass jedes Blatt die optimale Menge an Licht und Regen aufnehmen kann.

Goldener Schnitt als Grundvoraussetzung

Unter dem Begriff des Goldenen Schnittes versteht man die perfekte, harmonische Proportion, also 3:5:8 oder 5:8:13. Diese Reihe lässt sich selbstverständlich erweitern. Doch um den Goldenen Schnitt zu verstehen, bedarf es mehr.

Nehmen wir unsere Hand. Das Verhältnis unserer Fingerglieder zueinander ist der Goldene Schnitt. Ebenso Hand, Elle, Oberarm. Der Stand der Blätter einer Pflanze am Stil. Die Aufteilung des Baumes: Krone, Stamm, Wurzelwerk.

Kurzum: Alles, das natürlich geschaffen wurde, befindet sich im Goldenen Schnitt. Deshalb gilt dieses Proportionalverhältnis als das „Harmonische Verhältnis“. Erst wenn man verstanden hat, wie dieses Verhältnis wirkt und funktioniert, kann man damit spielen.

So wirken Karikaturen von Personen oft überzogen, schaut man sich allerdings die optischen Verzerrungen an, stellt man schnell fest, dass sie sich trotz allem im Goldenen Schnitt befinden.

Somit ist es die einzige Proportion, die man sich aneignen muss. Meistens hat man es im Gespür, ob etwas zueinander passt oder nicht. Wer sich damit schwertut, folgt bei seiner Gestaltung ganz einfach der logischen Zahlenreihe des Goldenen Schnittes.

Jede Epoche hat ihre Eigenart

Wie bereits angesprochen ist die Ornamentik dem jeweiligen trendigen Modegeschmack unterworfen. So ist es wenig verwunderlich, dass sich zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Stile geformt haben.

Ganz wichtig ist, zu begreifen, dass sich die einzelnen Stile nicht linear nacheinander entwickelt haben, sondern teils nebeneinander oder als Kombination. Fähigkeiten und Kenntnisse mussten mühsam von Ort zu Ort gebracht werden, ebenso wie die ausgefallensten Materialien.

Wer einen speziellen Stil in seiner Gestaltung umsetzen möchte, der sollte sich vorher explizit und intensiv mit der jeweiligen Epoche und ihrer Ornamentik auseinandersetzen.

Resümee

Abschließend kann gesagt werden, dass Ornamentik ein Oberbegriff für die einzelnen Fachthemen darstellt. In diesem Artikel werden die Teilausschnitte nur grob beleuchtet. Möchte man sich intensiv mit allen Aspekten auseinandersetzen, reicht ein Leben wohl kaum aus.

Jedoch ist es unglaublich spannend und verändert die Sichtweise auf die Welt, wenn man sich die Mühe macht, die Faszination der Ornamentik für sich zu entdecken. Dann kann man sie in jedem Ding und jeder Sache wiederfinden, die einem begegnet.

Es wird niemanden gelingen, sich von der Ornamentik abzuwenden. Auch wenn man sich nicht mit ihr beschäftigt, man empfindet sie, da sie uns emotional packt, uns verzaubert und beeindruckt.

Sie ist überall, sie ist im Flow mit uns und wird sich weiterhin mit dem Lauf der Zeit verändern und die Menschen als ästhetisches Lebenselement begleiten. Die Ornamentik wird den Menschen wie jeher überdauern.

In ihr wird die Geschichte, der Aberglaube, Wünsche, Sehnsüchte und Glaubensfragen bewahrt bleiben. Denn jedes noch so winzige Element hat sich aus einem Gedanken entwickelt und wirkt unterbewusst auf uns ein.

Malen wir los!

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